Einleitung
Einen erheblichen Teil unseres Lebens verbringen wir schlafend. Rückenschmerzen können nicht nur unseren Alltag, sondern auch unseren Schlaf empfindlich beeinträchtigen. Die Folgen von zu wenig oder nicht entspanntem Schlafen sind Erschöpfung und Müdigkeit am nächsten Tag. Schläft man wiederholt schlecht, so führt dies zu einem Überhang an Schlafdefizit, zu chronischer Mattigkeit, Gereiztheit und Leistungsabfall, weil uns immer mehr der notwendige Schwung fehlt, den nächsten Tag anzupacken und zu überstehen. Ein nicht passendes Bett, die falsche Matratze, ein zu hohes Kissen, zu wenig oder falsche Bewegung sind häufige Auslöser von Rückenschmerzen. Aber auch das Schlafen in ungünstiger Liegeposition kann Verspannungen der Muskulatur und dadurch Schlafstörungen auslösen oder diese verschlimmern. Deshalb ist es für Menschen mit Rückenbeschwerden ganz besonders wichtig auf die korrekte Körperposition beim Schlafen zu achten. Richtig liegen bei Rückenschmerzen kann man lernen, muss allerdings als erstes die Voraussetzungen dafür in Form von optimalen Schlafunterlagen schaffen.
Richtige Wahl von Bett, Matratze, Lattenrost, Kissen und Schlaftemperatur
Die Vorbedingung für richtiges Liegen bei Rückenschmerzen ist eine korrekte Auswahl von Bett, Matratze, Lattenrost und Kissen sowie die Wahl einer optimalen Schlaftemperatur.
Bett
Damit im Schlaf ausreichend Platz vorhanden ist, um sich hin und her zu wälzen, sollte ein Einzelbett mindestens 1,00 und ein Doppelbett mindestens 1,80 Meter breit sein. Die optimale Betthöhe liegt bei 45-55 Zentimetern. Diese Höhe gewährleistet ein gutes Unterlüften der Bettauflagen, gibt aber dem Schläfer auch die Möglichkeit, sich beim Aufstehen nicht erst mühsam in die Höhe wuchten zu müssen. Zudem sollte ein Bett mindestens 20-30 Zentimeter länger sein als die längste darin schlafende Person.
Matratze
Als Faustregel gilt: Harte Matratzen sind für schwergewichtige und weiche Matratzen für leichtgewichtige, zierliche Menschen am besten geeignet. Entscheidend ist jedoch, auf welcher Unterlage man sich persönlich am wohlsten fühlt, weshalb man sich bei der Auswahl einer Matratze ausreichend Zeit lassen und diese in mehreren Liegepositionen Probe liegen sollte.
Eine Matratze ist dann richtig, wenn sie an Schultern und Hüfte nachgibt, gleichzeitig jedoch Taille und Beine gut abstützt. Ist eine Matratze zu weich, merkt man das daran, dass die Wirbelsäule durchhängt. Ist sie zu hart, dann krümmt sich die Wirbelsäule, weil Schulter und Becken einsinken. Beide Fehlhaltungen führen fast zwangsläufig zu Rückenschmerzen.
Futons sind, zumindest für schwere Menschen, ungeeignet, da sie auf Grund ihrer Starrheit den Körper nicht genügend abstützen. Das gleiche gilt für Wasserbetten. Optimal sind Matratzen aus Schaumstoff oder Latex. Bei Federkernmatratzen sollte man darauf achten, dass die Stahlfedern einzeln aufgehängt sind, am besten noch von Stofftaschen umhüllt.
Nach rund zehn Jahren regelmäßigen Gebrauchs sind fast alle Matratzen durchgelegen und geben dem Körper nicht mehr den notwendigen Halt. Deshalb sollte man sie dann ausmustern und durch neue ersetzen.
Lattenrost
Ein Lattenrost sollte passend zur Matratze ausgewählt werden: Weiche Matratzen benötigen eine härtere und harte Matratzen eine weichere, flexiblere Unterfederung. Ein Lattenabstand von vier bis fünf Zentimetern ist optimal, damit die Matratze sich nicht durchdrückt. Nach zehn bis fünfzehn Jahren hat auch der Federungseffekt des besten Lattenrostes nachgelassen. Dann ist es an der Zeit, diesen gegen einen neuen auszutauschen.
Kissen
Ein Kopfkissen soll dazu dienen, den Kopf abzustützen, damit sich die Halswirbelsäure nicht krümmen muss. Hierfür eignet sich ein schmaleres Kissen, beispielsweise von 40×80 Zentimetern, besser als ein 80×80-Zentimeter-Paradekissen. Ein schmaleres Kissen stützt nur Kopf und Nacken ab, während ein längeres auch noch unter die Schultern reicht. Auf einem solchen „Turm“ von Federkissen sinken Kopf und Nacken nur ein ohne richtig gestützt zu werden. Das führt in der Regel dazu, dass der Kopf abknickt und der Nacken überdehnt wird, was zu Muskelverspannungen und Nackenschmerzen führt.
Schlaftemperatur
Neben dem richtigen Liegen bei Rückenschmerzen spielt auch die richtige Raumtemperatur zum entspannten Schlafen eine nicht unerhebliche Rolle. Zu kalte Umgebungstemperatur führt zu Verspannungen der Nacken- und Schultermuskeln. Eine Temperatur um 16-18 Grad Celsius herum hat sich hingegen als optimale Schlaftemperatur erwiesen. Außerdem sollte ein Bett nach Möglichkeit nicht an einer kalten Außenwand stehen und einen Abstand von mindestens 60 Zentimetern zu Fenstern aufweisen.
Die besten Schlafpositionen gegen Rückenschmerzen
Im Liegen sollte die Wirbelsäule möglichst maximal entlastet und die Muskulatur optimal entspannt werden. Generell ist es am besten, auf dem Rücken oder auf der Seite liegend zu schlafen. Beim Schlafen auf dem Bauch besteht leicht die Gefahr, dass die Wirbelsäule durchhängt.
Rückenlage
Beim Schlafen in Rückenlage wird, auf Grund der menschlichen Körperbreite, die beste Druckverteilung erzielt. Allerdings ist die Rückenlage nur dann gesund, wenn man ein Kissen unter die Kniekehle legt, was die Lendenwirbelsäule entlastet.
Ein gewisser Nachteil der Rückenlage ist, dass diese Schlafposition das Schnarchen fördert.
Bei sehr akuten Kreuzschmerzen, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall, bringt das Schlafen in Rückenlage im sog. Stufenbett Entlastung für die Wirbelsäule. Die Unterschenkel werden hierbei im rechten Winkel abgeknickt und auf einem speziellen Schaumstoff-Würfel hochgelagert. Manchmal gelingt es auf diese Weise, einen sehr schmerzhaften Bandscheibenvorfall zum Stillstand zu bringen bzw. die Schmerzen so zu verringern, dass man weiter damit leben kann ohne dass eine Operation erforderlich wird.
Seitenlage
Die Ideallage für den Körper ist eigentlich die Seitenlage, sofern die korrekte Matratze vorhanden ist, Schulter und Hüfte richtig einsinken können und dadurch keine Druckschmerzen entstehen. Die Seitenlage sorgt nämlich dafür, dass die Wirbelsäule schön gerade bleibt, was für das Vorbeugen von Rückenschmerzen besonders wichtig ist. Am besten ist es, wenn man zusätzlich ein Kissen zwischen die Knie legt, da dies eine eventuelle Schiefhaltung des Beckens korrigiert. Auch beim Schlafen in der Seitenposition ist ein entsprechend hohes und gleichzeitig festes Stützpolster (Kissen) wichtig, das den Raum zwischen Schulter und Kopf auffüllt.
Ein gewisser Nachteil der Seitenlage besteht darin, dass sie die Faltenbildung der Haut begünstigt, da diese immer wieder für längere Zeit zusammen geschoben wird.
Bauchlage
Die Bauchlage ist generell nicht sehr günstig, da der Rücken hierbei leicht in eine Hohlkreuzhaltung gerät, wobei Kopf- und Nackenbereich überdehnt werden, was dann oft zu Verspannungsschmerzen führt.
Wenn man unbedingt gerne auf dem Bauch schläft, so sollte man zumindest ein Bein anwinkeln und ein Kissen darunter legen, damit die Wirbelsäule nicht allzu sehr durchhängt.
Einen Vorteil hat die Bauchlage allerdings, zumindest bei Männern: Sie schnarchen nämlich in Bauchlage weitaus weniger.
Nicht zu langes Liegenbleiben
Nicht nur das richtige Liegen bei Rückenschmerzen hilft dabei, diese zu verhindern. Im Liegen kann sich zwar die Wirbelsäule am besten erholen, aber auch das Liegen hat seine (zeitlichen) Grenzen. Wenn man unter Rückenschmerzen leidet, sollte man nicht zu lange hintereinander im Bett verweilen. Dies gilt auch, wenn man krank ist. Bereits nach zwei bis drei Tagen ununterbrochener Bettruhe beginnt nämlich der Rücken unweigerlich zu schmerzen, weil der Bewegungsmangel Muskeln, Knochen und Bandscheiben zusetzt.
Rückenschonendes Aufstehen am Morgen
Mit einem schwungvollen Ruck aus dem Bett hoch zu schnellen mag zwar von Dynamik zeugen, ist aber beileibe nicht gut für den Rücken. Nicht nur das richtige und nicht zu lange andauernde Liegen bei Rückenschmerzen trägt dazu bei, diesen vorzubeugen. Auch beim Aufstehen aus dem Bett kann man dafür sorgen, dass dieses rückenschonend geschieht. Wenn man sich nach dem Aufwachen noch im Liegen gründlich reckt und streckt, sorgt man dafür, die Muskeln aufzuwärmen.
Um vor allem die Lendenwirbelsäule vor zu starker Belastung zu schützen, ist es sinnvoll, stets über die Seitenlage aufzustehen. Hierfür dreht man sich aus der Rücken- in die Seitenlage und zwar so, dass der Rücken dabei gerade bleibt. Das heißt: Becken und Schultern verharren in einer Ebene ohne dass der Körper verdreht wird. Die Beine werden zusammen, noch in der Rückenlage, angewinkelt. Bauchmuskeln und Beckenboden werden angespannt. Nun folgt eine Rolle seitwärts, indem Beckengürtel und Schultergürtel gleichzeitig gedreht werden. Hierbei stützt man sich mit dem unteren Arm und der oberen Hand auf die Matratze und hebelt sich hoch, indem man Bauchmuskeln und Beckenboden weiterhin angespannt lässt und beide Beine gleichzeitig auf den Boden bringt. Mit den Armen sich abstützend drückt man sich sodann mit gebeugten Knieen nach oben in die Senkrechte, wobei man den Oberkörper ziemlich weit nach vorne beugt. Dann noch einmal ausgiebig recken und strecken – und der neue Tag hat bereits optimal rückenschonend begonnen.
Bewegung und Sport, korrektes Sitzen, Bücken, Heben und Tragen
Aber auch mit dem richtigen Liegen bei Rückenschmerzen und dem richtigen Aufstehen allein ist es noch nicht getan. Ausreichend Bewegung bzw. Sport sind unabdingbar, vor allem dann, wenn man einem überwiegend sitzenden Beruf nachgeht. Radfahren, Schwimmen, Rudern, Joggen oder Walken, aber auch Wandern sind ideal geeignete Ausgleichssportarten. Auch Sitzen, Bücken, Heben und Tragen sollten rückenschonend erfolgen, um einseitige Belastungen für die Wirbelsäule, besonders die Bandscheiben, zu vermeiden.