Im Gehirn spielt die Musik

Wird man durch Musik intelligenter? Ist klassische Musik besser als Rockmusik? Gibt es ein Musikzentrum im Gehirn?

Solche und viele andere Fragen  jagen durch unseren Kopf, wenn das Thema Musik auf den Plan tritt. Aber was ist wirklich an all diesen Mythen dran?

Mythos 1: Das Musikzentrum.

In dem menschlichen Gehirn gibt es weder ein Musikzentrum, noch werden musikalische Eindrucke allein von der rechten Gehirnhälfte verarbeitet. Ein Klang oder ein Geräusch trifft zuerst auf das Ohr und wird dann durch verschiedene Mechanismen im Mittelohr verstärkt. Diese verstärkten mechanischen/akustischen Signale werden weiter innerhalb der Cochlea (der Gehörschnecke) in elektrische Signale umgewandelt, sodass das Gehirn die ankommenden Nachrichten entschlüsseln kann. Im Gehirn selbst, „läuft“ das zu entschlüsselnde Signal immer weiter an der Hörbahn entlang bis zur primären Hörrinde – von da an fächert sich die Musikverarbeitung in die verschiedenen Regionen des Gehirns auf. Das limbische System z.B. ist Zuständig für die Emotionen, die durch die Musik vermittelt werden. Die Heschel‘sche Querverbindung dagegen, lässt zwischen komplexen Hörklängen und Einklängen unterscheiden, sowie Klangfarben und reinen/unreinen Tönen. Ein einziger Ort, an dem Musik verarbeitet wird, gibt es also nicht. Vielmehr unterstützt Musik die Verlinkung und Verzahnung innerhalb der Gehirnhälften /Arealen und lässt neue Nervenverbindungen entstehen.

Mythos 2: Musik macht intelligent.

Musik regt an, aber macht nicht unbedingt schlauer. 1993 führten amerikanische Neurobiologen an der „University of California“  einen Versuch durch: Sie ließen eine Studentengruppe ein Stück von Mozart vor einem Intelligenztest hören. Eine andere Kontrollgruppe Entspannungsmusik und wiederum eine dritte Studentengruppe verbrachte die Zeit in Stille. Im darauffolgenden Test schnitten die Studenten, die Mozart zuvor hörten, durchschnittlich besser ab.  Erklärt wurde dieser Effekt jedoch dadurch, dass die bessere Leistung nicht so sehr mit der speziellen Musik Mozarts zusammen hängt, sondern vielmehr einen „Aufwärmeffekt“ hervorruft. Durch die gehörte Musik wurde das Wohlbefinden der Studenten gesteigert – und damit auch die Aufmerksamkeit erhört. Diese Steigerung hängt aber sehr von der jeweiligen Präferenz ab. Wenn Sie also lieber Rockmusik als Mozart hören und sich dabei besser fühlen, wählen Sie lieber Ihre Lieblingsrockband um sich auf eine Prüfung vorzubereiten…

Mythos 3: Indem man ein Musikinstrument lernt, trainiert man das Gehirn.

Das stimmt! Wenn sie ein Musikinstrument lernen, oder sich auch nur mit Musik intensiver beschäftigen, trainieren sie Ihr Gehirn. So wird es ein Kind, dass früh Musik ausgesetzt ist, leichter haben Sprache zu erlernen; Musik besitzt nämlich eine eigene Syntax und wird wie Sprache verarbeitet.

Musik fungiert außerdem als Gedächtnisstütze, mithilfe von Reimen und Liedern können Inhalte viel besser behalten werden. Das war übrigens auch der Grund, weshalb in der Geschichte viele Lieder und Choräle in der Kirche gesungene wurden (Musik wurde zeitweise öffentlich nur im geistlichen Kontext gebraucht!) – die Gemeinde sollte Bibelverse auswendig parat haben, da nur wenige Privilegierte lesen konnten.

Genauso werden Ihre Gefühle über Musik stimuliert – sobald Sie ein Lied oder ein Werk hören, erinnern Sie sich an ein bestimmtes Ereignis zurück- „Unser Lied“ lässt Sie zurückgleiten in die Vergangenheit und Emotionen wieder erleben.

Musikhörer sind bessere Zuhörer. Musikliebhaber haben gelernt bestimmte Klänge zu unterscheiden und im „Störlärm“ zu verstehen. Das Gehör ist sozusagen feiner gestimmt als das von Menschen ohne Musikinteresse.

Ihr Gehirn kann sogar ein Werk oder Lied „im Geiste“ mitspielen. Sie hören ein Klavierkonzert von Beethoven, dass Sie selbst schon einmal einstudiert hatten und während es von außen so aussieht, als ob Sie der Musik lauschen würden, ist Ihr Gehirn äußerst aktiv. Im motorischen Cortex spielen Ihre Finger das Stück nach und im visuellen Bereich sehen Sie die Noten vor dem inneren Auge. Gleichzeitig summen Sie das Stück in sich hinein. Diese vielen parallel aktiven Bereiche, verstärken die Vernetzung der Nervenzellen in Ihrem Hirn.

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