Das Langzeitgedächtnis eines Menschen besteht aus einer Vielfalt an Fähigkeiten. Es greift auf verschiedene Areale im Gehirn zu. Das Langzeitgedächtnis unterscheidet sich vom Arbeitsgedächtnis darin, dass bestimmte mit Gefühlen verbundene Erinnerungen und unbewusste Informationen nach einem längeren Zeitraum wieder verfügbar sind. Das Arbeitsgedächtnis, umgangssprachlich immer noch das Kurzzeitgedächtnis, hingegen speichert die im (Arbeits-)Alltag bewusst abrufbaren, ehe rationalen Informationen.
Heute weiß man, dass ausschließlich das Lernen in Zusammenhängen ‘Aha’-Erlebnisse ermöglicht und der Mensch somit diese Information als wertvoll erkennt, sie sich einprägt und auch tatsächlich im entscheidenden, nutzbringenden Augenblick wieder abrufen kann. Ein stumpf einbläuender Gedächtnistrainer nutzt zur Lebensbewältigung also nichts. Nein, Wissen muss möglichst mit allen Sinnen erfahrbar sein. Wir nehmen Wissen in uns auf und ordnen ihm eine – mehr oder weniger realitätsgetreue – Bedeutung bei und können es dann erst mit eigenen Worten formulieren. Dies ist die semantische Funktion des Langzeitgedächtnisses.
Hinzu kommt die episodische Funktion im Langzeitgedächtnis, in dem die Informationen mit dem eigenen Erleben verknüpft sind. Gerade im Alter kommen daher unwillkürlich und für Außenstehende unerklärlich gewisse Erinnerungen lebhaft hoch, weil es hier genauso riecht wie damals, weil damals auch solche Musik lief… – Im Langzeitgedächtnis haben wir jedoch auch unsere Bewegungsabläufe, die wir jeden Tag benötigen, abgespeichert. Beispielsweise das Laufen und das Fahrradfahren haben wir wiederholt geübt und können es jetzt immer, ohne nachzudenken, unbewusst. Dies ist im Langzeitgedächtnis die sogenannte prozedurale Funktion.
Generell ist man der Auffassung, dass das Arbeitsgedächtnis nur begrenzte Kapazität habe, das Langzeitgedächtnis hingegen ein nahezu unbegrenztes Fassungsvermögen aufweise. Dies könnte mit dem Zeitfaktor zusammenhängen. Schließlich hat man ein Leben lang Zeit, das Langzeitgedächtnis zu füllen. Hierzu muss man tatsächlich das Gedächtnis trainieren. Allerdings handelt es sich hier keineswegs um Gehirn Jogging, um geistig ein bisschen fit zu bleiben. Stattdessen ist sich der Mensch beim Füllen seines Langzeitgedächtnisses dessen bewusst, dass er aktiv Informationen in seinem Inneren ‚abspeichert‘ und emotional in sich verankert, um sie später selber aktiv nutzen zu können. Hier ist tatsächlich nicht ‘nur‘ das Gehirn beteiligt, sondern der ganze Mensch, auch körperlich. Vergesslichkeit in Bezug auf persönlich Erlebtes ist also schwerwiegend und nimmt dem Menschen einen Teil seiner Persönlichkeit.