Angehörige zuhause pflegen

(CC BY-SA 2.0) by Chad Miller – flickr.com

Mitten in der Nacht ereilt Frau Petersen eine Nachricht, die den Rest ihres Lebens völlig verändern wird. Ein Nachbar ihrer Mutter teilt ihr mit, dass diese soeben mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Er habe ein dumpfes Geräusch und einen Schrei gehört und sofort die Rettungskräfte alarmiert. Frau Petersen eilt ins nächstgelegene Krankenhaus und erfährt dort, was sie bereits befürchtet hatte. Ihre Mutter hat im Alter von 71 Jahren einen Schlaganfall erlitten. Noch sei nicht klar, welches Ausmaß die Hirnschädigung annehmen würde. Doch nach fünf Tagen auf der Intensivstation im Krankenhaus und dem dreiwöchigen Reha-Aufenthalt steht fest, dass ihre Mutter halbseitig gelähmt bleiben wird und einen Teil ihrer Sprachfähigkeit verloren hat. Derzeit befindet sie sich in Kurzzeitpflege, doch Frau Petersen muss sich bald entscheiden, was weiter geschehen soll: einen Heimplatz organisieren oder ihre Mutter selbst zuhause pflegen.

Der Fall von Frau Petersen ist kein Einzelfall. Immer mehr Angehörige stehen vor der Herausforderung, über die weitere Pflege eines erkrankten Familienmitglieds entscheiden zu müssen. Und oftmals sind es Motivationen wie Dankbarkeit, Schuld- oder Pflichtgefühle, die sie veranlassen, die erkrankte Person zuhause zu pflegen. Dies bedeutet eine radikale Veränderung des Familienalltags, ja sogar des gesamten Lebens. Nicht selten muss das Haus oder die Wohnung umgebaut werden, um sie pflegegerecht einrichten zu können. Der Freundeskreis wird immer kleiner, da man aufgrund der Pflege rund um die Uhr kaum noch Zeit hat, soziale Kontakte zu pflegen. Die bürokratischen Hürden beim Beantragen von Pflegegeld und Hilfsmitteln sind manchmal kaum zu bewältigen. Und im schlimmsten Fall entwickelt sich der Kranke infolge von Frustration und Wut über den eigenen Zustand zum nervenden Tyrannen, der statt Dankbarkeit nur Vorwürfe über die Situation äußert.

Umso besser wenn man dabei von einem professionellen Team unterstützt wird. So wie Frau Petersen. Sie hat sich nämlich dazu entschieden, ihre Mutter zuhause aufzunehmen. Die beiden Kinder wohnten bereits nicht mehr zuhause und so konnte mit wenig Aufwand ein Pflegezimmer für die Mutter eingerichtet werden. Wöchentlich kommt ein Physiotherapeut aus der Praxis für Physiotherapie Detmold, um im Rahmen eines Hausbesuches die Beweglichkeit der gelähmten Körperseite zu trainieren und die gesunde Körperhälfte in Bewegung zu halten. Darüber hinaus erhält Frau Petersen Unterstützung durch Sprachtherapeutin, die die kommunikativen Fähigkeiten trainiert  und durch Pflegekräfte eines ambulanten Pflegedienstes. Einmal pro Woche hat Frau Petersen frei. In dieser Zeit kümmert sich eine ehrenamtliche Mitarbeiterin einer Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige um die kranke Mutter. Frau Petersen genießt diese Momente der Auszeit und verabredet sich mit Freunden oder gönnt sich eine wohltuende Massage. Dass ihr Leben eine solch dramatische Wende nehmen würde, war ihr zuvor niemals in den Sinn gekommen, aber das Gefühl, das Beste für Ihre Mutter zu tun, gab ihr genug Trost und Motivation, das Richtige getan zu haben.

Nicht immer ist die häusliche Pflege eines Angehörigen leicht und mit Freude verbunden. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welchen Rat würden Sie den Menschen geben, die vor solch einer Herausforderung stehen?

 

 

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